Bodenarbeit – sinnvoll??

Immer wieder begegnen mir Leute, die sich mitleidig, abwertend oder sogar wütend zum Thema Bodenarbeit äußern. Teilweise stellt sich im Gespräch dann heraus, dass sie gar nicht wissen, worum es dabei geht. Oder sie ziehen die Arbeit ins Lächerliche, weil sie den Wert gar nicht erkennen.

Heute möchte ich Euch ein wenig zum Thema Bodenarbeit erklären. Was alles dazu gehört, und warum es sinnvoll ist, sich auch am Boden mit dem Pferd/Pony zu beschäftigen.

Für mich bedeutet Bodenarbeit zum größten Teil Grunderziehung und Sprachelernen. Denn ich lege hier die Grundsteine für das Zusammenleben von Mensch und Pferd/Pony fest. Das heißt, ich lerne, mich mit meinem Pferd/Pony zu verständigen und bilde unsere gemeinsame Sprache aus. Das bedeutet nicht, dass jedes Pferd anders spricht, aber ich als Mensch muss lernen, mich dem Tier verständlich zu machen.

Die Grundlage der Bodenarbeit ist zunächst einmal die Körpersprache. Wenn ich mit dem Körper ein bestimmtes Signal gebe, wird das Pferd/Pony darauf reagieren. Wenn ich dem ganzen ein Stimmkommando zuordne, ist das zwar meine Sprache im Wortsinn mit meinem Pferd, aber ausschlaggebend ist immer die Körpersprache.

Zur Bodenarbeit gehört für mich das Führtraining, Putzen, Schrecktraining, Verladen, Spazierengehen, Longieren in allen Variationen und auch Freiarbeit und Zirkuslektionen.

Sinnvoll ist es, sich mit dem Thema zu beschäftigen, weil es immer wieder Notsituationen geben kann, in denen ich darauf angewiesen bin, dass mein Pferd/Pony mich versteht und mir vertraut. Viele Pferdebesitzer haben nicht das Tierverständnis von „früher“, wo es in jedem Haushalt Tiere gab und man schon als Kind lernen musste/und konnte, dass Tiere ihre eigene Sprache und Bedürfnisse haben. Deshalb ist es so wichtig, dass sich jeder, der ein Pferd/ Pony übernimmt, diese Sprache lernt.

In den nächsten Beiträgen gibt es Infos zu den einzelnen Unterthemen.

Kritikfähigkeit ist aus – Wem gebe ich heute die Schuld?

Das wichtigste, dass ich bisher in meinem Leben gelernt habe, ist mich immer wieder mit meinem Tun auseinander zu setzen. Auch kritische Anmerkungen von den Menschen, die mich umgeben, wollen registriert, bewertet und verdaut werden.

Anscheinend ist das heute jedoch nicht mehr aktuell, dass wir am besten und effektivsten durch unsere Fehler und die Auseinandersetzung mit unserem Umfeld lernen.

Ein paar Beispiele:

1. Reitlehrer: „Du solltest mehr Übergänge reiten, immer im gleichen Tempo zu reiten, ist für das Pferd langweilig und es stumpft auf Deine Hilfen ab.“

Reitschüler versteht vermeintlich: “ Ich reite zu langweilig und stumpfe mein Pferd ab. Ich bin ein Tierquäler. Der Reitlehrer ist so gemein! Da geh ich nicht mehr hin.“

2. Vater: “ Du müsstest nochmal dort fegen, wo vorher Dein Pferd stand. Da liegt noch ein bisschen Lehm und Stroh.“

Tochter versteht vermeintlich: “ Immer lässt Du Deinen Dreck liegen. Räum endlich auf.“

Kommentar der Tochter: „Als würdest Du nie Fehler machen!“

Darum geht es gar nicht. Jeder macht Fehler! Und jeder kann aus Fehlern lernen. Kritik ist kein Angriff oder eine Bewertung des Menschen, sondern seines Handelns! Darum geht es. Jeder sollte immer mal wieder sein eigenes Handeln hinterfragen. War das gut und richtig, was ich da gemacht habe?

Ein weiteres Beispiel:

3. Reitlehrer:“ Dein Pferd läuft nicht ganz klar. Beeobachte das mal, ob das die nächsten Tage auch so ist. Sonst solltest Du den Tierarzt rufen.“

Reitschüler:“ Mein Pferd ist lahm! Ich bin ein Tierquäler weil ich noch drauf sitze…..

So und so ähnlich alles schon gesehen und gehört.

Anscheinend macht die neue Generation, keine Fehler. Es sind meistens die anderen Schuld.

Es ist unter einigen Reitern leider auch üblich, zuerst dem Pferd , dann dem Trainer, Tierarzt, Sattler, etc. die Schuld zu geben, wenn der Erfolg ausbleibt. Stattdessen sollte man zuallererst bei sich selbst überlegen, ob man vielleicht etwas falsch macht.

Noch ein Beispiel:

Das Pferd geht klemmig, läuft unwillig, drückt den Rücken weg, verweigert vielleicht sogar die Mitarbeit. Der eigene Ausbilder und andere befragte Ausbilder sagen, das Pferd sollte anders geritten werden. Mehr vorwärts, mehr in Dehnung, abwechslungsreicher….. etc.

Bevor nun probiert wird, ob man mit Hilfe eines Ausbilders weiterkommt, kommen Argumente wie: der will nicht, der braucht eine ordentliche Ansage; der hat sich verlegen, der Osteopath… muss kommen; der Sattel liegt falsch, ich muss einen anderen Sattler holen; die Ausbilder haben alle keine Ahnung, ich weiß was ich tue, ich habe doch schon so viel Erfahrung, bin bis zur Klasse XYZ geritten…..und weiteres

Alles andere wird abgeklärt, viele werden als zu doof, zu unerfahren oder mit der falschen Einstellung beschimpft. Nur um sich nicht selbst zu hinterfragen. Weil nur schlechte Menschen Fehler machen.

Wer hat das eigentlich in die Welt gesetzt?

Wie ich weiter oben schon schrieb, es geht nicht darum jemanden herab zu setzen, oder als schlechten Menschen hinzustellen. Kritik dient in den meisten Fällen dazu, dem Kritisierten zu helfen und in seinem Handeln zu verbessern. Aber es ist natürlich einfacher allen anderen die Schuld zu geben.

Es geht im übrigen auch nicht darum, sich ständig selbst zu zerfleischen. Aber ab und zu das eigene Handeln zu hinterfragen, sich ab und an mal in die andere Seite hineinversetzen, kann schon sehr viel weiter helfen.

Nun könnt Ihr gern mich kritisieren, ob ich das alles zu schwarz sehe. Bin gespannt auf Diskussionen.

Liebe Grüße

Pause machen

Es gibt oft die Situation, dass entweder das Pferd, oder der Mensch während des Trainings eine Pause benötigen.

Beim Menschen ist es relativ einfach zu erkennen, wann eine Pause nötig ist. Entweder atmet er schwer, oder die Trainingsanregungen können nicht mehr umgesetzt werden. Genauso kann aber auch ein nachlassen der Körperspannung, oder das Gegenteil, Verkrampfung ein Anzeichen sein. Manche Reiter werden starr im Blick, wieder andere werden unklar in ihrer Hilfengebung. Hier hilft es zum Schritt durch zu parieren, oder stehen zu bleiben. Einmal die Muskeln durch Lockerungsübungen zu entspannen und gleichmäßig Ein- und Aus zu atmen. Dann kann der Körper seine Leistungsfähigkeit wieder herstellen.

Beim Pferd gibt es ähnliche Anzeichen, wir Menschen müssen lernen sie zu erkennen. Auch hier schwere Atmung, starrer Blick, schlechte, oder Widerwillige Umsetzung der Lektionen, Verkrampfung, Stolpern… Wann ist die Atmung schwer. Nun, ein Tierarzt sagte mir mal *Schau auf die Nüstern. Wenn sie eckig werden, dann musst du Pause machen.*

Ich habe schon mehrfach versucht, von diesem Eckig-werden ein Bild oder Video zu machen. Nun ist es mir mal gelungen. Ich hoffe es hilft Euch zu erkennen, wann eine Pause für Euer Pferd notwendig ist. Gleiches gilt übrigens auch für Bauchatmung.

Das Pferd muss Lektionen lernen

Nein, das Pferd lernt keine Lektionen.

Der Mensch lernt die Lektionen mit dem Pferd auszuführen.

Der Mensch muss lernen, sich dem Pferd verständlich zu machen.

Der Mensch muss das Pferd durch Arbeit an sich selbst und seiner Balance, seinem Gefühl und seiner Koordination dazu in die Lage versetzen, das es die Lektionen wieder so ausführen kann, wie es das alleine tut.

Racker im Rechtsgalopp, der ihm momentan unter dem Sattel deutlich schwerer fällt.
Hier Boss Junior in der „eingesprungenen Pirouette“

Wenn wir unsere Pferde beim Spielen, Toben auf der Weide, im Freilauf beobachten, können wir sehr viele „Lektionen“ bereits sehen. Fliegende Galoppwechsel, Seitengänge, Pirouetten …. Je nach Veranlagung. Wir können sogar auf der Weide die Lieblingsseite unserer Pferde erkennen.

In sofern ist es unsere Pflicht als Reiter, wenigstens zu versuchen, die „Lektionen“ mit unserem Reitergewicht und unseren Balance-Problemen für das Pferd wieder möglich zu machen.

Sprache zwischen Mensch und Pferd

Die Sprache des Menschen

Nehmen wir uns zuerst unter die Lupe.

Wir benutzen Laute und Worte für unsere hauptsächliche Kommunikation. Geübte können auch aus unserer Mimik und Gestik ihre Schlüsse ziehen, wovon wir gerade reden. Was bei uns Menschen eher verkümmert ist, ist die Körpersprache. Kaum jemand nutzt sie und kaum jemand ist in der Lage sie zu interpretieren.

Die Sprache der Pferde

Die Sprache der Pferde ist anders geprägt.

Pferde haben auch eine Lautsprache, aber sie benutzen sie eher selten, um zu kommunizieren. Das ist auf ihre Entwicklungsgeschichte zurück zu führen. Sie kommunizieren hauptsächlich durch Verhalten und Körpersprache. Sie können in uns naturgemäß deutlich besser lesen, als wir in ihnen.

Bedeutung für die Sprache zwischen Mensch und Pferd

Durch diese Unterschiede ist es die Aufgabe des Menschen, der Reiter und/oder Pferdemensch werden möchte, zu lernen. Zum Einen, was das Pferd mit seinem Körper ausdrückt. Zum Anderen, was sein eigener Körper ausdrückt und wie er sich dem Pferd verständlich machen kann.

Dabei soll ich als Ausbilder im Pferdesport die Menschen unterstützen. Sie sollen lernen, die Sprache der Pferde zu verstehen und lernen, sich dem Pferd verständlich zu machen.

Wieso Equi-Lingua?

Das letzte Jahr (2016) war wieder einmal meiner eigenen Weiterbildung gewidmet. Ergänzungsqualifikation (EQ) Bodenarbeit, Trainer B – Breitensport und EQ Sitz- und Gleichgewichtsschulung. Bei allen Lehrgängen habe ich etwas dazu gelernt und neue Erkenntnisse gewonnen.

Einen richtigen AHA-Effekt gab es dann während des letzten Lehrgangs. Zunächst die Erkenntnis, dass ich nun seit ca. 20 Jahren Reitunterricht gebe. Was für eine Entwicklung in all den Jahren – Wahnsinn!!

Dann kam die AHA-Frage: „Wo liegt Dein Unterrichtsschwerpunkt?“

Meine Antwort so einfach, wie unbefriedigend und nichtssagend: „Breitensport für alle Altersklassen“

Das ist doch kein Schwerpunkt! Aber es ist das was ich tue! Es ist kein Schwerpunkt!

Tage nach dem Lehrgang habe ich immer noch gegrübelt: “ Wo liegt der Schwerpunkt meines Unterrichtens?“

Dann kam die Erkenntnis: Alles, was ich im Unterricht tue und meinen Schülern zu vermitteln versuche, hat zwei Ziele:

Mensch und Pferd sollen zu einer harmonischen Einheit werden. Sie sollen sich verstehen und miteinander kommunizieren.

So entstand der Name:

Equi-Lingua / Die Sprache zwischen Mensch und Pferd